Die drohende Pleite des österreichischen „Wunderkinds“ René Benko erfasst einen der erfolgreichsten Unternehmensführer der Eidgenossenschaft.

Ernst Tanner.

Der “exekutive” Präsident von Lindt&Sprüngli verkauft seine Partizipationsscheine, die er vom Chocolatier-Multi mit Sitz in Kilchberg ZH für seinen Job erhalten hat.

Big time.

Seit Anfang Jahr gingen L&S-PS im Wert von fast 80 Millionen Franken über den Tisch bei der Schweizer Börse – ausgeführt mit gegen 90 Verkaufs-Deals von “Insidern”.

Neben Tanner hat einzig noch Ex-CEO Dieter Weisskopf viele PS der “eigenen” Firma im Depot.

Aber selbst wenn Weisskopf alle per Ende 2022 gehaltenen 2’000 PS verkauft hätte, kommt man nie auf die gigantische Summe.

Sondern auf “nur” 20 Millionen. Die fehlenden knapp 60 Millionen müssen somit von Tanner himself stammen.

Der hatte per 31. Dezember 2022 9’800 PS der Lindt&Sprüngli. Wert rund 100 Millionen.

Die ist Tanner nun am Verkaufen. Fast jeden Tag.

Der Erfolgs-Manager braucht also dringend Cash, Liquidität.

Wofür? Das will Tanner nicht verraten. Er reagierte nicht auf eine gestrige SMS-Anfrage.

Einen Zusammenhang mit Benko und dessen Überlebenskampf liegt auf der Hand.

Tanner ist bei Benkos Signa mit einer tiefen dreistelligen Millionensumme eingestiegen, sagt ein Insider.

Die Frage ist, ob Tanner bei Benko gutes Geld dem schlechten nachschmeissen muss. Wenn der Konkurs droht, dann könnte es sein, dass die Mitaktionäre zusätzliche Mittel einschiessen müssen.

Erste Pleiten hat es im Reich von Benko bereits gegeben, weitere drohen, wie deutsche Medien seit Tagen berichten.

Tanner zählt zu den reichsten Managern des Landes. Neben den PS hielt er per Ende 2022 3’067 Namenaktien der Lindt&Sprüngli.

Beim gestrigen Schlusskurs von 98’200 Franken entspricht dies einem Vermögen von über 300 Millionen Franken.

Allerdings steht Tanner dieses riesige Paket an L&S-Namenaktien nicht frei zur Verfügung. Vielmehr soll er es bei der Credit Suisse für einen Kredit verpfändet haben.

Geschätzt könnte er mit diesen wertvollen Aktien von der Paradeplatz-Bank einen Lombardkredit von rund 150 Millionen erhalten haben.

Nun ist der Kredit an die UBS übergegangen. Möglicherweise hat Tanner den Rahmen bereits ausgeschöpft. Das würde die nicht enden wollenden Verkäufe von PS erklären.

Tanner hat einen grossen Bedarf an Cash. Im Zürcher Seefeld vis-à-vis der grossen Amag-Garage am Utoquai hat der 77-jährige ein Family Office eröffnet.

In dieses soll Tanner laut einer Auskunftsperson 20 bis 30 Millionen seines Vermögens “gelegt” haben.

Seinem Sohn hat er für einen ähnlich stolzen Betrag eine renommierte französische Firma erworben. Forche de Laguiole pflegt seit Urzeiten das Handwerk spezieller Messer.

Quasi der Sackmesser-Hersteller im Land der Gallier.

Tanner erwarb das KMU an einem einzigen Wochenend-Treffen mit den Verkäufern. Die Due diligence erfolgte – wenn überhaupt – später.

Wie happy der Filius mit dem Geschenk seines Über-Vaters ist, bleibt offen. Die Manufaktur liegt in Laguiole, irgendwo zwischen Clermont-Ferrand und Montpellier, im französischen Niemandsland.

Zudem stellen die Gewerkschafter solcher Betriebe für die Besitzer eine Herausforderung der Sonderklasse dar.

Ernst Tanners Ausgaben für den Sohnemann, das eigene Family Office und sonstiges “Pocket-Money” für ein paar Edel-Immobilien könnten den mit Sprüngli-Aktien besicherten CS-Lombardkredit aufgebraucht haben.

Für Benko-Zuschüsse bräuchte Tanner einen anderen “Bancomaten”, der Frischgeld ausspukt. Seine Sprüngli-Partizipationsscheine?

Dem Unternehmen kann das nicht gleichgültig sein. Der anhaltende Druck auf den Valor gibt unter Investoren zu reden.

Je nach Entwicklung kämen als Nächstes Tanners Namenaktien auf den Markt. Das wäre eine nochmals andere Dimension.

Vermutlich würde dann eine Privatplatzierung nötig.